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Net Zero – was ist das eigentlich?


Die Welt wird in wenigen Jahrzehnten anders aussehen als heute. Grund dafür ist die voranschreitende globale Erwärmung, dessen verheerende Konsequenzen nur begrenzt werden können, wenn der Mensch einen Net Zero Emissionsstandard erreicht. Staaten und Unternehmen schmücken sich gern mit Worten wie „klimaneutral“, „CO2-neutral“ oder „klimafreudlich“. Klimaneutralität ist jedoch kein geschützter Begriff und wird deshalb mal so, mal so ausgelegt. Um Greenwashing zu vermeiden und Klimaneutralität definierbar zu machen, hat sich in den letzten Jahren der Begriff Net Zero in der Wirtschaft etabliert. Der Net Zero Standard berechnet sich sowohl durch direkte als auch durch indirekte Emissionsfaktoren, die in sogenannten Scopes messbar sind. Nur Unternehmen, die ihre Kohlendioxid-Emissionen (carbon emissions) auf Net Zero Standard reduzieren, können zur Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens beitragen.

Wozu brauchen Unternehmen Net Zero?

Auf der UN-Klimakonferenz COP des Weltklimarats wird jährlich im internationalen Diskurs über den Zustand des Klimas und über politische Maßnahmen zum Klimaschutz diskutiert. Das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5-Grad-Ziel kann unter den aktuellen Entwicklungen in der Weltwirtschaft jedoch auf keinen Fall eingehalten werden. Erwärmt sich unser Planet bis 2050 um mehr als 1,5 Grad, werden in wenigen Jahrzehnten weltweite Wasser- und Nahrungsknappheit, Naturkatastrophen und der Anstieg des Meeresspiegels die Zivilisation wie wir sie kennen nahezu in ihren Grundfesten erschüttern.

In der Natur findet bereits heute massives Artensterben statt, welches bei einer Erwärmung über 2,5 Grad Celsius nahezu jede Spezies auf dem Planeten bedrohen könnte. In Deutschland wurde die kritische Grenze von 1,5 Grad Erwärmung bereits 2023 dauerhaft überschritten. Für Firmen und Betriebe in jeder Größenordnung reicht es angesichts solcher Zahlen nicht aus, „klimafreundlich“ zu wirtschaften. Nur mit Net Zero Emissionen können Menschen die CO2-Belastung auf vorindustrielles Niveau senken, die sogenannten „Netto Null Ziele“ erreichen und den Klimawandel (climate change) so einschränken.

Was passiert, wenn die Netto Null Ziele nicht erreicht werden?

Derzeit enthält die Atmosphäre etwa 805 Gigatonnen Kohlendioxid. Davon stammen etwa 210 Tonnen aus menschengemachten, industriellen Quellen. Können Unternehmen und Staaten weltweit die geplanten Netto Null Ziele in den kommenden Jahren nicht erreichen, wird das Klimasystem sogenannte Kipp-Punkte erreichen. Diese meteorologischen Phänomene ziehen weitere geometeorologische Prozesse nach sich, die den Treibhauseffekt unumkehrbar anheizen. Net Zero ist für Unternehmen mit Zukunftsperspektive daher nicht optional, sondern essenziell.

Da das aktuelle weltweite Energiesystem bisher jedoch nicht ohne fossile Brennstoffe und CO2-Emissionen auskommt, sind produktive Betriebe auf Kompensation angewiesen. CO2-Emissionen, die an einer Stelle ausgestoßen werden, müssen an anderer Stelle aus der Atmosphäre gebunden werden, was mit Kosten verbunden ist. Menschengemachte CO2-Emissionen in der Atmosphäre sinken so im Idealfall auf Netto Null. Die Einrichtung von effektiven CO2-Speichern in Form von Aufforstungsprojekten und Waldschutz hat für Unternehmen auf dem Weg zu Net Zero deshalb ebenso hohe Priorität wie die Reduzierung von CO2-Emissionen.

Der Mangel an effektiven CO2-Speichern und die Notwendigkeit, die Klimaauswirkungen zu kompensieren, verdeutlichen die Dringlichkeit für Unternehmen, ihre Bemühungen zur Erreichung von Net Zero zu verstärken.

Welche Geschäftsfelder verursachen die meisten Emissionen?

Emissionen variieren je nach Wirtschaftssektor. Zu den großen Verursachern zählen die Stromerzeugung, die Schwerindustrie und der Verkehr. Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen sind oft diese Branchen, da die Verbrennung fossiler Brennstoffe, insbesondere Kohle, Erdöl und Erdgas, in diesen Sektoren dominieren.

Klimaneutralität erfordert deutliche Reduzierung von Emissionen. Innovationen und verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien sind entscheidend. Umweltauswirkungen minimieren und auf nachhaltige Praktiken setzen, erfordert Umgestaltung von Geschäftsmodellen:

– In der Stromerzeugung sind erneuerbare Energien wie Wind, Sonne und Wasser bereits auf dem Vormarsch und haben das Potenzial, die CO2-Emissionen zu reduzieren, wenn sie konventionelle Kohle- und Gaskraftwerke ersetzen.
– In der Schwerindustrie könnten technologische Innovationen, wie beispielsweise die Einführung von emissionsarmen Prozessen in der Produktion und die Nutzung von Wasserstoff als sauberem Brennstoff, dazu beitragen, die CO2-Emissionen zu verringern.
– Im Verkehrssektor sind Elektrofahrzeuge, der Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel und die Förderung nachhaltiger Mobilitätslösungen vielversprechende Ansätze zur CO2-Reduzierung.

Wie können Firmen Netto Null Emissionen erreichen?

Net Zero Klimaneutralität bedeutet vollständige Kompensation sämtlicher CO2-Emissionen. Um klimaneutrale Ziele zu erreichen, müssen Unternehmen zunächst ihren tatsächlichen Emissionsausstoß berechnen. Das GHG-Protocol liefert einen universellen Bemessungsrahmen für direkte und indirekte CO2-Emissionen:

Scope 1 Emissionen beschreiben direkte Emissionen durch Herstellungsprozesse, Brennöfen oder Emissionen durch Fahrzeuge im Verlauf der Wertschöpfungskette.
– Scope 2 fasst sämtliche indirekte Emissionen durch eingekaufte Energie zusammen. Strom zum Laden von E-Fahrzeugen oder zur Beleuchtung von Firmengebäuden verursacht am Gewinnungsort Emissionen, sofern keine emissionsfreien Energiequellen genutzt werden. Emissionsfreie Energiequellen sind beispielsweise firmeneigene Solarpanels.
– Scope 3 Emissionen sind indirekte Emissionen, die durch Zulieferer oder durch den Verbrauch von Rohstoffen und Produkten entstehen.

Die Net Zero Emissionen können nur erreicht werden, wenn Betriebe alle drei Scopes korrekt berechnen und kompensieren. Das Scope-Modell eröffnet Marktvorteile für Unternehmen, die ihre Emissionen senken. Zulieferer auf Net Zero Standard senken auch die CO2-Emissionswerte ihrer Kunden. Durch aktiven Klimaschutz können sich Energieunternehmen und B2B-Dienstleister auf Net Zero Niveau gegenüber der Konkurrenz durchsetzen.

Können Science Based Targets Unternehmen auf dem Weg zu Netto Null helfen?

Science Based Targets (SBTs) können einen entscheidenden Teil dazu beitragen, damit das Netto Null Unternehmens-Ziel erreicht wird. Diese wissenschaftlich fundierten Ziele helfen Unternehmen, ihre Emissionen zu reduzieren und ihre Geschäftsmodelle auf den Netto Null Zustand auszurichten. Durch die Implementierung von SBTs können Unternehmen klare Net Zero Strategien entwickeln, die auf die Emissionsreduktion in ihren Prozessen und entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette abzielen.

Ein wichtiger Aspekt für Unternehmen ist die Überprüfung aller Gebäude und der Infrastruktur, da diese oft für einen beträchtlichen Anteil der Emissionen verantwortlich sind. Die Umstellung auf nachhaltige Bau- und Betriebsweisen kann erheblich zur Erreichung der SBTs beitragen.

Indem Unternehmen Science Based Targets integrieren und ihre Geschäftsmodelle an Netto Null anpassen, können sie ihren Beitrag zur Reduktion der globalen Emissionen leisten und gleichzeitig ihre eigene Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit stärken. Dieser ganzheitliche Ansatz ist entscheidend, um die dringend benötigte Veränderung in der Unternehmenslandschaft zu bewirken und den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Zukunft zu beschleunigen.

Können Wälder Treibhausgase aus der Atmosphäre filtern?

Wälder spielen eine entscheidende Rolle bei der Filterung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre. Durch Photosynthese nehmen sie Kohlendioxid auf und speichern es in ihrer Biomasse. Wälder sind daher ein wichtiger Faktor bei der Eindämmung von CO2-Emissionen und der Erreichung der Net Zero Ziele im Kampf gegen den Klimawandel. Die Transformation hin zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft und der Schutz bestehender Wälder sind entscheidend, um diese Rolle zu stärken. Durch Aufforstung und Waldschutz können zusätzliche Emissionsquellen vermieden werden. Durch Investition in Wälder tragen Unternehmen zur Dekarbonisierung des Waldes bei, der ein unverzichtbarer Bestandteil von Klimaschutzstrategien weltweit ist.

Mit welchen Maßnahmen kann Net Zero in Deutschland erreicht werden?

Unternehmen in jeder Branche müssen ihren Einfluss auf das Klima messbar erfassen und entsprechend reagieren, um Net Zero erreichen zu können. Die direkte Senkung von Emissionen in Scope 1 durch die Anschaffung klimafreundlicherer Technologien und die Einführung von E-Fahrzeugen im Transport ist eine wichtige Grundlage für den Klimaschutz, jedoch nicht genug. Auch die indirekten Scopes müssen bei der Net Zero Unternehmensplanung berechnet und optimiert werden. Das kann im Betrieb durch den Wechsel von Energieanbietern oder Zulieferern geschehen. Emissionssenkung allein kann jedoch nicht zu Net Zero führen, da zum aktuellen Zeitpunkt nicht genug Energie aus emissionsfreien Quellen gewonnen werden kann. Zusätzlich zur Emissionsregulierung müssen Firmen also auch Dekarbonisierung betreiben und in lokale CO2-Speicher investieren, um Net Zero zu erreichen und die im Betrieb entstandenen CO2-Emissionen zu speichern.

Wie könnte eine Net Zero Zukunft aussehen?

Worst-Case-Katastrophen wie das Aussterben der Wälder können zum heutigen Zeitpunkt noch verhindert werden, wenn wir Net Zero schnellstmöglich erreichen. Nehmen wir an, die gesamte Ökonomie würde sich heute verpflichtend den Net Zero Zielen verschreiben. Die Emissionen in Deutschland würden auf ein vorindustrielles Niveau sinken, wodurch unser Beitrag zum Schutz des KIimas laut Pariser Klimaabkommen erfüllt wäre. Durch die Neubepflanzung von gerodeten Flächen lassen sich schon heute große Mengen an CO2 aus der Atmosphäre speichern.

Die globale Erwärmung könnte mit Net Zero zwar nicht rückgängig gemacht werden. Eine Erwärmung um 2, 2,5 oder sogar 3 Grad Celsius lässt sich auf diese Weise jedoch möglicherweise noch verhindern. Auf politischer Ebene wäre es übrigens möglich, die Net Zero Regelung bundesweit durchzusetzen. Ein Beispiel dafür ist die Ozonloch-Krise des 20. Jahrhunderts, welche durch weltweite wirtschaftliche Umstrukturierungen und dem Verbot von FCKW-Gas in der Industrie unter Kontrolle gebracht wurde.

Net Zero Ziel: Ein einziges großes Vorhaben erfordert viele Teilmaßnahmen von Unternehmen!

Das Netto Null Ziel ist eine wegweisende Initiative im Kampf gegen den Klimawandel, das von Unternehmen weltweit angestrebt werden sollte. Es basiert auf einer klaren Definition: die Reduktion von Treibhausgasemissionen auf null, um den Zustand des Netto Null zu erreichen. Doch dieses ehrgeizige Ziel erfordert nicht nur den Einsatz bewährter Technologien, sondern auch innovative Veränderungen und der verstärkten Verwendung erneuerbarer Energien.

Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung dieser ambitionierten Initiative. Sie müssen nicht nur ihre Produkte und Prozesse überdenken, sondern auch neue Technologien und nachhaltige Innovationen einführen, um ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dieser Schritt erfordert ein Umdenken in der Art, wie Unternehmen Technologien einsetzen und Veränderungen vorantreiben.

Eine Vielzahl von Teilmaßnahmen ist erforderlich, um das Netto Null Ziel zu erreichen. Dazu gehören Investitionen in grüne Technologien, die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, die Umstellung auf energieeffiziente Produktionsverfahren und der Einsatz von Produkten, die erneuerbare Energien nutzen. Unternehmen sollten proaktiv ihre Rolle übernehmen und sich zu Vorreitern in der Bewegung für den Klimaschutz entwickeln.

Letztendlich wird das Erreichen des Netto Null Ziels nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch langfristige wirtschaftliche Vorteile bringen. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Herausforderung reagieren, können sich als führende Akteure positionieren und nachhaltigen Erfolg sicherstellen. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen gemeinsam als treibende Kraft agieren, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.

Alle Artikel17. August 2023CO2 Infos, Klimaschutz, Ratgeber

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