
Kann der deutsche Wald Teil einer Science-Based Target Strategie sein?
Unsere Wälder und unser Klima sind in einem kritischen Zustand. Mit dem Pariser Klimaabkommen haben sich teilnehmende Staaten ein ambitioniertes aber absolut notwendiges Ziel gesetzt: die globale Wirtschaft soll auf einen Net-Zero Standard gebracht werden. Der Net-Zero Standard ist für Unternehmen und für die Weltwirtschaft erreicht, wenn der durch menschliche Lebens- und Wirtschaftsführung verursachte CO2-Ausstoß ebenso hoch ist wie die menschengesteuerte Absorption von CO2 aus der Atmosphäre. Science-Based Targets, kurz SBTs, sind wissenschaftlich fundierte Unternehmensstrategien zur Erzielung des Net-Zero-Standards. Tausende Unternehmen weltweit nutzen die SBTs zur Berechnung ihrer Ökobilanz und zur Entwicklung von nachhaltigen Strategien im Unternehmen. Deutsche Unternehmen können sich für lokalen und globalen Naturschutz einsetzen, indem sie ihre SBTs mit Aufforstungsprojekten in ihrer Region erfüllen. Wird der angeschlagene deutsche Wald als SBT betrachtet und zur Verbesserung der unternehmerischen CO2-Bilanz von Firmen mit Sitz im Bundesgebiet systematisch aufgeforstet, könnte Deutschland eine grüne Zukunft vor sich haben.
Was ist das Ziel der SBT-Unternehmensführung?
Im Pariser Klimaabkommen 2015 übernahm die Staatengemeinschaft erstmals Verantwortung für den durch CO2-Ausstoß verursachten Klimawandel und die daraus entstehenden Konsequenzen für Land, Mensch und Natur. Seither besteht ein völkerrechtlicher Vertrag. Darin werden die teilnehmenden Staaten dazu verpflichtet, den Treibhauseffekt und die daraus resultierende Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad Celsius zu reduzieren. Eine Toleranz bis zu 2,0 Grad Celsius wird gegeben, was jedoch katastrophale Folgen für den Planeten haben kann. Um dieses Ziel zu erreichen und die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern, muss jedes Land und jedes Unternehmen CO2 einsparen, reduzieren und kompensieren. Ansätze wie das Kyoto-Protokoll von 2005 weisen signifikante Lücken auf, da sie ausschließlich auf die Einsparung von CO2 abzielen. Industrie und Gewerbe, aber auch das Privatleben des Einzelnen, können unter heutigen technischen Bedingungen jedoch nicht ohne CO2-Emissionen funktionieren. Der moderne Weg für Unternehmen in jeder Größenordnung ist deshalb eine Mischung aus CO2-Einsparung und Kompensation von zwingend notwendigen CO2-Emissionen, gleichzeitig muss die Entwicklung nachhaltiger Energiequellen intensiv vorangetrieben werden. SBT Strategien beziehen sämtliche klimarelevante Faktoren in die Unternehmensplanung mit ein, sodass ein tatsächlicher Net-Zero Standard erreicht werden kann.
Was sind SBTs?
Science-based Targets sind wissenschaftlich fundierte Reduktionsziele für Emissionen in Unternehmen. Konzerne ermitteln ihre SBTs, um den eigenen CO2-Ausstoß entsprechend des Pariser Klimaabkommens zu reduzieren. Die SBTs können nach der individuellen Berechnung mit unterschiedlichen Maßnahmen erreicht werden. CO2-Kompensation sowie CO2-Reduktion kommen dafür in Frage.
Wie werden Emissionen durch SBTs reduziert?
Mehr als 4.000 Unternehmen weltweit nutzen bereits Science-Based Targets zur Verwirklichung einer klimaverträglichen Wirtschaft auf Net-Zero Niveau. Das World Resources Institute, WWF, UN Global Compact und CDP stellen mit SBTs gemeinsam global anwendbare Kriterien zur Ermittlung der tatsächlichen CO2-Bilanz von Unternehmen. Der wissenschaftlich basierte Berechnungsstandard bezieht direkte und indirekte Emissionsfaktoren mit ein. So kompensieren Unternehmen nicht nur die Menge der Emissionen, die durch Fahrzeuge, Herstellungsprozesse und betriebliche Anlagen entstehen. Die gesamte Produktions- und Transportkette wird zur Berechnung von Science-Based Targets überprüft, also auch indirekte Faktoren wie Emissionen durch bezogene Waren und Dienstleistungen, Abfälle, Arbeitswege von Mitarbeitern oder Investitionen. Die Berechnungsmethode steht im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen. Würde also jedes Unternehmen der Welt sich seinen individuellen Science-Based Targets verschreiben, wäre eine Net-Zero Wirtschaft auch mit aktuellen technischen Energiegewinnungsmöglichkeiten möglich.
Wie können Unternehmen SBTs entwickeln und umsetzen?
Unternehmen können sich öffentlich zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens mithilfe von SBTs bekennen. Zur Entwicklung von unternehmenseigenen SBTs stellt die Organisation einen Katalog von Kriterien und schlägt Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes vor. SBTs müssen unternehmensspezifisch festgelegt werden und ergänzen gegebenenfalls bestehende Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen. Für Unternehmen in Deutschland sind regionale Umweltschutzmaßnahmen wie Aufforstungsprojekte als SBTs besonders attraktiv.
Welche Vorteile erschließen sich für Unternehmen, die SBTs mit Regionalbezug festlegen?
- SBTs bieten einen nachvollziehbaren, unabhängigen und wissenschaftlich fundierten Rahmen für Unternehmen zur Einsparung von CO2. Sogenanntes Greenwashing wird auf diese Weise ausgeschlossen.
- Das eigene Markenimage wird durch die Verfolgung und Erfüllung von Science-Based Targets langfristig gestärkt. Je weiter die grüne Energiewende voranschreitet, desto wichtiger ist die Net-Zero Wirtschaft für Unternehmen, die konkurrenzfähig bleiben wollen.
- Immer mehr Investoren entscheiden sich bewusst für Investitionen in Unternehmen, die nachhaltig arbeiten.
- Regional und überregional signalisieren Unternehmen mit SBT-Strategie Innovativitionskraft und Beständigkeit, wenn der Net-Zero Standard mit greifbaren und regional wirksamen Maßnahmen erreicht wird.
- Die Einsparung von Emissionen kann auch laufende Kosten sparen, zum Beispiel durch effiziente Logistik und MRO-Strategien.
- Das Pariser Klimaziel kann nur erreicht werden, wenn Unternehmen weltweit rund 90 % ihrer Emissionen reduzieren. Nur Unternehmen mit Net-Zero Strategie tragen zur Selbsterhaltung der Wirtschaft bei und können langfristig bestehen.
- Mit regionalen Aufforstungsprojekten heben Unternehmen die Lebensqualität in ihrer Gemeinde an. In beliebten Wohngegenden fällt das Personalmanagement leichter. Als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen können Sie sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren.
Wie viel CO2 kann durch Wälder kompensiert werden?
Wälder sind hervorragende natürliche CO2-Speicher, die Kohlenstoffdioxid zur Photosynthese benötigen und aus der Luft ziehen. Laut Bundesinformationszentrum bindet beispielsweise ein Buchenwald 1,25 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Kubikmeter Holz. Ein mittelständisches Unternehmen in einem vergleichsweise wenig Energie verbrauchenden Wirtschaftssektor wie ICT Information, Communication and Technology könnte einen nennenswerten Teil seines CO2-Überschusses also durch Aufforstung speichern und langfristig binden. Doch auch größere Unternehmen können Aufforstungsprojekte in ihre SBT-Strategie einbinden, um messbare Klimaneutralität zu erreichen.
Fazit: Wie können Science-Based Targets mit Aufforstungsprojekten im deutschen Wald erreicht werden?
In vielen Regionen Deutschlands können bedrohte Wälder nur durch klimagerechte Aufforstung mit widerstandsfähigen Hölzern erhalten werden. Unsere Wälder sind relevante CO2-Speicher, welche zunehmend unter Schädlingsbefall, flächendeckenden Bränden und Dürre leiden. Darüber hinaus bieten Wälder Lebensraum für viele heimische Tierarten. Die Erst- und Wiederaufforstung von Wäldern in der Region ist sozusagen sichtbare CO2-Bindung und Speicherung. Unternehmen können einen Großteil ihres Emissionsüberschusses auf diese Weise langfristig binden und gleichzeitig den Artenschutz und das Wohlergehen der Gemeinde schützen.
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