
Wie sinnvoll ist die CO2-Kompensation wirklich?
Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen erzeugen mit ihren Aktivitäten Treibhausgase und tragen damit zum Klimawandel bei. Die Konsequenzen der Erderwärmung betreffen die gesamte Menschheit und erfordern daher von jedem Einzelnen von uns, verantwortungsbewusst zu handeln und Treibhausgasemissionen zu vermeiden. In manchen Bereichen ist eine vollständige Reduktion von Emissionen jedoch nicht möglich oder nur schwer umsetzbar. Zur Verbesserung der unternehmenseigenen oder persönlichen CO2-Bilanz ist in diesen Fällen die Kompensation von Emissionen eine Möglichkeit. Sie bietet neben dem Umweltschutz, insbesondere für Unternehmen, zahlreiche weitere Vorteile.
Was ist die Idee hinter der CO2-Kompensation?
Für die Auswirkungen auf das globale Klima spielt es keine Rolle, wo genau Treibhausgase entstehen. Das liegt daran, dass diese nicht am Ort der Emission verbleiben, sondern sich in der Atmosphäre verteilen. Deshalb ist nur entscheidend, dass das gesamte globale Emissionsvolumen von klimaschädlichen Gasen wie CO2, Methan und Lachgas reduziert wird. Folglich kann jeder Mensch und jedes Unternehmen durch eine Anpassung hin zu klimafreundlicherem Verhalten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Lassen sich bestimmte Emissionen nicht weiter reduzieren oder gar vermeiden, ist die Kompensation von Emissionen eine Möglichkeit zur Verbesserung der Klimabilanz.
Ähnlich wie bei den Emissionen von Treibhausgasen verhält es sich auch mit der Vermeidung der Gase: Der Ort, an dem Einsparungen stattfinden, ist für das Weltklima unbedeutend. Somit kann ein Ausstoß von Treibhausgasen an einem Ort durch eine Einsparung von Emissionen an einem anderen Ort ausgeglichen werden. Auf genau diesem ausgleichenden Mechanismus basiert die Idee der CO2-Kompensation. Projekte zum CO2-Ausgleich, wie das Anlegen von Wäldern, können beispielsweise dazu beitragen, dass die Emissionen eines Industriegebiets zu einem bestimmten Anteil kompensiert werden. Erstmals wurde diese Idee 1997 im Kyoto-Protokoll der Vereinten Nationen niedergeschrieben. Ursprünglich richtete sich dieser Ausgleichsmechanismus an Industriestaaten, die deutlich höhere Emissionen verursachen als Entwicklungsländer. Investiert ein Industrieland beispielsweise 1 Mio. Euro in Klimaschutzprojekte in einem Entwicklungsland, kann dadurch ein deutlich höheres Maß an Klimaschutz erreicht werden als im eigenen Land. Von der Staatenebene lässt sich diese Idee nahtlos auf Privatpersonen und Unternehmen übertragen.
Wie funktioniert der Ausgleich von Treibhausgasemissionen?
Zunächst muss dafür ermittelt werden, mit welchem Ausstoß von klimawirksamen Gasen eine bestimmte Aktivität einhergeht. In vielen Sektoren ist die Berechnung der individuellen Emissionen sehr einfach, da etwa einige Flug- und andere Transportunternehmen diese mittlerweile direkt angeben. Im Internet können zudem die Emissionen eines Unternehmens oder einer Privatperson mithilfe spezieller Emissionsrechner ermittelt werden. Zu beachten ist, dass verschiedene Treibhausgase sich in ihrer Klimawirkung unterscheiden. In der Regel werden deshalb zur Vereinfachung der Berechnung alle Treibhausgase in sogenannte CO2-Äquivalente umgerechnet. Für die gewünschte Emissionsminderung erhält der Käufer einer solchen Kompensation meist eine Emissionsminderungsgutschrift in Form eines Zertifikats. Nun werden Emissionen in Höhe dieser Gutschrift mit Klimaschutzprojekten ausgeglichen. Werden von einem Unternehmen oder einer Privatperson alle verbleibenden Emissionen durch Zertifikate ausgeglichen, so handelt das Unternehmen bzw. die Privatperson klimaneutral.
Die Zahlung für die CO2-Kompensation finanziert dabei zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen, die es ohne diese nicht geben würde. Dabei nutzen Anbieter von Emissions-Kompensationen die an sie gezahlten Gelder, um mit ihnen sinnvolle Klimaschutzprojekte zu finanzieren. Manche Anbieter investieren das Geld dabei in den Ausbau erneuerbarer Energieträger, wodurch der zukünftige Ausstoß von Klimagasen und die Abhängigkeit von fossilen Energien verringert werden kann.
Andere Anbieter hingegen konzentrieren sich auf die Unterstützung von sogenannten Kohlenstoffsenken zum Ausgleich von CO2-Emissionen. Hierbei handelt es sich um Moore und Wälder, die der Luft CO2 entziehen und es dauerhaft speichern. Die Renaturierung von Mooren und die Aufforstung von Wäldern im Rahmen von Klimaschutzprojekten haben außerdem weitere Vorteile: Sie leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz und helfen, die natürliche Artenvielfalt zu erhalten. Durch das Aufforsten von Wäldern kann zudem effektiv Bodenerosion verringert werden. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass durch den Erhalt bzw. die Wiederherstellung von Wäldern auf Dauer neue Naherholungsgebiete geschaffen werden.
Wie trägt die Kompensation von Emissionen zum Klimaschutz bei?
Der fortschreitende Klimawandel wird alle Menschen auf der Erde treffen. Deshalb sollten alle Menschen und Unternehmen gleichermaßen versuchen, ihre Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren. Ob beim Transport, bei der Ernährung, bei der Nutzung von Energie, dem sonstigen Konsum und vielen Prozessen innerhalb von Unternehmen: Es gibt oft Stellschrauben, durch die eine Reduzierung von Treibhausgasemissionen erreicht werden kann. Allerdings gibt es heute nach wie vor viele Bereiche, in denen nicht ohne Weiteres eine Verringerung von Emissionen möglich ist. Wer sich Klimaneutralität zum Ziel gesetzt hat, für den ist folglich die Kompensation der verbleibenden Emissionen eine Möglichkeit, diese zu erreichen.
Klimaneutralität ist nicht ausschließlich durch die Kompensation von Emissionen erreichbar. Gibt es eine realistisch umsetzbare klimafreundliche Alternative zu einem klimaschädlichen Verhalten, sollte folglich immer diese Alternative gewählt werden. Investieren Konsumenten und Unternehmen Geld in emissionsarme Alternativen, unterstützen sie ihre Weiterentwicklung und Verbreitung. Zwei Beispiele dafür sind:
– Die Umstellung von einem Strommix mit fossilen Energieträgern auf Ökostrom.
– Für eine Dienstreise den Zug zu nehmen anstatt zu fliegen.
Muss für die Dienstreise hingegen ein fernes Ziel erreicht werden, gibt es nach wie vor in der Regel keine klimafreundliche Alternative zum Langstreckenflug. Gleiches gilt in den meisten Fällen für den Transport von Waren. Die Emissionen des Flugs bzw. Warentransports zu kompensieren, ist definitiv sinnvoll und trägt zum Schutz des Klimas bei.
Als Faustregel für den bestmöglichen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz gilt folglich: Klimaschädliches Verhalten vermeiden, Emissionen wo möglich reduzieren und den Rest kompensieren. Wichtig ist bei Angeboten zur CO2-Kompensation, dass diese tatsächlich zu einer Reduktion bzw. Einspeicherung von CO2 führen. Wer sich sicher sein will, sollte auf Siegel von unabhängigen Prüfinstitutionen wie dem TÜV achten.
Lohnt sich ein CO2-Ausgleich für Unternehmen?
Unternehmen kommt im Kampf gegen den Klimawandel eine besondere Bedeutung zu. So sind beispielsweise in Deutschland 30 Unternehmen für 36 % der gesamten bundesweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Insbesondere im produzierenden Gewerbe besteht nach wie vor großes Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Somit können die jeweiligen Unternehmen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Nicht immer ist die Investition in neue, klimafreundliche Technologien möglich oder mit überschaubaren Kosten zu erreichen. In diesen Fällen ist die Kompensation von
CO2-Emissionen ein Mittel für Unternehmen, um die Klimabilanz ihres Betriebes zu verbessern.
Eine CO2-Kompensation bietet neben dem direkten Beitrag zum Klimaschutz mehrere Vorteile für Unternehmen: So stellen zukünftige Regulierungen im Hinblick auf CO2-Emissionen von Unternehmen ein betriebswirtschaftliches Risiko dar. Dieses kann durch eine Kompensation von Emissionen verringert werden. Der Ausgleich von Treibhausgasemissionen ist zudem eine gute Möglichkeit, um als Unternehmer zu zeigen, dass einem der Klimaschutz am Herzen liegt. Für Investoren und potenzielle Geschäftspartner spielt darüber hinaus die Nachhaltigkeit eines Unternehmens eine wachsende Rolle. Außerdem sind Unternehmen, die sich für den Klimaschutz engagieren und dies direkt nachweisen können, attraktiver für ihre Kunden und Mitarbeiter.
Fazit
Die Kompensation von Treibhausgasemissionen kann einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Insbesondere wenn bei einer Aktivität kein Potenzial zur Emissionsreduktion besteht, ist eine CO2-Kompensation sinnvoll.
Für Unternehmen ist die Möglichkeit des CO2-Ausgleichs besonders interessant: Sie können dadurch Kostenrisiken minimieren, sich auf zukünftige Regulationen vorbereiten und attraktiver für potenzielle Kunden und Mitarbeiter, Geschäftspartner und Investoren werden.