
Der Baum des Jahres – wie trägt ökologisches Marketing zum Klimaschutz bei?
Der Wald ist einer der größten natürlichen Schätze auf unserem Planeten. Können wir den Klimawandel nicht ausbremsen, wird unser Wald möglicherweise noch in diesem Jahrhundert verschwinden. Um die Worst-Case-Szenarien des Pariser Klimaabkommens zu verhindern, müssen wir unsere Wälder schützen. In vielen Ländern wird deshalb jährlich ein „Baum des Jahres“ gekürt, der in der jeweiligen Klimazone heimisch ist. Die Baum des Jahres Stiftung übernimmt in Deutschland die Organisation rund um den Baum des Jahres. Wie auch die Bestimmung des internationalen Tag des Baumes dient die Nennung des Baum des Jahres dazu, Menschen und Wirtschaft für unseren Wald und unsere Artenvielfalt zu sensibilisieren. Aktuell liegt ein besonderes Augenmerk auf der <b>deutschen Moor-Birke, dem Baum des Jahres 2023</b>.
Wer bestimmt den Baum des Jahres?
Die Wahl zum Baum des Jahres wird in Deutschland jährlich von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung (auch bekannt unter dem Namen „Baum des Jahres Stiftung“) durchgeführt. Außerdem findet jedes Jahr eine Wahl zur Baumkönigin statt, die den jeweiligen Baum des Jahres repräsentieren soll. 1972 wurde der Verein vom Namensgeber und Stifter der Baum des Jahres Stiftung Dr. Silvius Wodarz gegründet, damals noch unter dem Namen Umweltschutzverein Wahlsted.
Im Jahr 1991 wurde das Kuratorium Baum des Jahres gegründet, um die Arbeit des Vereins zu unterstützen und als Fachbeirat zu fungieren. Heutzutage zählt das Kuratorium 32 renommierte Mitglieder, darunter Umweltorganisationen, -institutionen, Verbände und Forschungseinrichtungen. Mit der Gründung der Stiftung Baum des Jahres wurde dieses Fachgremium der Stiftung zugeordnet.
Jedes Jahr im Herbst treffen sich Vertreter der Mitglieder des „Kuratorium Baum des Jahres“ in Berlin anlässlich der Ausrufung des neuen Jahresbaumes. Das Kuratorium berät sich intensiv und beschließt, welche drei Bäume bzw. Baumarten den Vereins-Mitgliedern zur Abstimmung vorgeschlagen werden sollen.
Die Mitgliedsorganisationen übernehmen die wichtige Aufgabe, ihre Kreise über den gewählten Jahresbaum zu informieren und sich dabei stets auf die Urheberschaft des Vereins Baum des Jahres e.V. zu berufen. Durch diese koordinierte Informationsweitergabe wird die Verbreitung des Baum des Jahres und das Bewusstsein für den Schutz und die Bedeutung von Bäumen in unserer Gesellschaft gefördert.
Welche Bedeutung haben die Jahresbäume für Wirtschaft, Mensch und Natur?
Der Baum des Jahres erhält jährlich besondere Aufmerksamkeit von der Baum des Jahres Stiftung. Seine Wahl soll in der Gesellschaft ein Bewusstsein für die heimische Flora und den Naturschutz schaffen. Die Stiftung möchte Heimatkenntnis vermitteln und in der Gesellschaft ein positives Verhältnis zum so wertvollen Wald festigen. Jährlich werden über die teilnehmenden Verbände und Stiftungen bundesweit Aktionen in Schulen und öffentlichen Einrichtungen initiiert. Bei diesen Aktionen der Silvius Wodarz Stiftung dreht sich alles um den jeweiligen Baum des Jahres. Der Wald und entsprechend auch seine Bäume sollen auch in Zukunft ein wichtiger Teil des deutschen Landschaftsbildes sein. Die Baum des Jahres Aktionen wie auch der Tag des Baumes am 25. April rufen dieses Ziel regelmäßig zurück ins Bewusstsein der Menschen.
Was ist das Besondere am Baum des Jahres 2023?
Im Jahr 2023 wurde die Moor-Birke (Betula pubescens) zum Baum des Jahres gewählt. Fast jeder von uns erkennt sie an ihrem besonderen Stamm. Die Baum des Jahres Stiftung zeichnet diese Baumart aus, weil sie in Nordeuropa einen kaum zu unterscheidenden Verwandten hat: die Sand-Birke. Beide Birkenarten kommen in Deutschland in den meisten Fällen wild vor. In Städten und Gemeinden werden sie zudem zur Beschattung von Wegen und Plätzen gepflanzt. Das Besondere an der Moor-Birke als Baum des Jahres ist ihre außergewöhnliche Kältetoleranz.
Ihr Verbreitungsgebiet reicht über Mittel- bis Nordeuropa hin in den Norden Skandinaviens, wo die sie den Übergang zu kalten Berg- und Tundragebieten ohne Bäume markiert. Die forstwirtschaftliche Bedeutung der Moor-Birke hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Sie werden in Waldbeständen nicht mehr als Unkraut aus dem Bestand geschlagen. Im Gegenteil: Ihre positive Auswirkung auf die Bodenfruchtbarkeit und das Binnenklima findet mehr und mehr Wertschätzung. Darüber hinaus lenkt sie die öffentliche Aufmerksamkeit auf heimische Feuchtgebiete und Moore, die durch systematische Trockenlegung und den Klimawandel stark bedroht sind. Somit hat sich die Moor-Birke den Titel als Baum des Jahres durchaus verdient.
Benötigen unsere Moore besondere mediale Aufmerksamkeit?
Vielen Verbrauchern ist der Zusammenhang zwischen einem Sack Blumenerde und der Dezimierung heimischer Lebensräume nicht bewusst. Moore sind ein wichtiger Teil des hiesigen Ökosystems. Der Baum des Jahres 2023 ist ein unersetzlicher Teil von Wasser- und CO2-speichernden Moorgebieten. Dort verbreiten sich die Bäume dank reicher Samenproduktion auf Kahlflächen relativ schnell. Trotzdem gelten schon heute 95 Prozent der ursprünglichen deutschen Moore als „tot“. Moorflächen in Deutschland werden weiterhin zur Bebauung trockengelegt oder industriell abgetorft, um nährstoffreiche Blumen- und Pflanzenerde oder Tierfutter herzustellen. Die Moor-Birke ist nicht nur ein eindrucksvoller Vertreter der Art Birke. Sie ist vielmehr Botschafter für den Schutz der letzten natürlichen Moorflächen in Deutschland. Tatsächlich erfüllen Moore sowohl ökologische als auch ökonomische Funktionen, die durch den permanenten Raubbau an der Natur bedroht sind:
– Moore bedecken etwa 3 Prozent der globalen Landflächen, sie machen jedoch etwa 30 Prozent der gesamten erdgebundenen Kohlenspeicher aus. Ein Quadratmeter Moorfläche speichert in etwa so viel CO2 wie ein Quadratmeter in einem hundertjährigen Mischwald. Der diesjährige Baum des Jahres ist also auch ein Sinnbild für den Klimaschutz.
– Viele heimische Tierarten kommen ausschließlich in Mooren vor, darunter viele bodennistende Vögel, Reptilien und Amphibien. Mit dieser Baumart als Baum des Jahres treten auch bedrohte Arten in den Vordergrund. Der aktuelle Baum des Jahres ist Lebensraum für zahlreiche Insektenarten und Pilze, die ausschließlich auf Moor-Birken leben. Das Birkhuhn und die Birkenmaus wurden nach dem Baum des Jahres und seiner „Sandvariation“ benannt.
Was zeichnet die Baumart der Moor-Birke als Baum des Jahres aus?
Die Moor-Birke (Betula pubescens) ist ein faszinierender Baum, der sich durch seine einzigartige Anpassungsfähigkeit und seine ökologische Bedeutung auszeichnet. Als Baum des Jahres wurde sie aufgrund ihrer herausragenden Eigenschaften und ihres Einflusses auf die Umwelt gewürdigt.
Sie ist ein sommergrüner Laubbaum, der in feuchten Lebensräumen wie Mooren, Sümpfen und feuchten Wäldern beheimatet ist. Mit einer Wuchshöhe von bis zu 30 Metern, einem maximalen Alter von ca. 150 Jahren und einer stattlichen Krone beeindruckt sie durch ihre imposante Erscheinung. Sie hat charakteristisch silberweiße bis graue Rindenpartien, die dieser Baumart ein markantes und elegantes Aussehen verleihen. Besonders im jungen Stadium erscheint die Rinde oft papierartig und löst sich in dünnen, zarten Schichten ab. Neben der einzigartigen Rinde, zeichnet eine hellgrüne, lichte Baumkrone diese Baumart aus.
Ihre Blätter sind dreieckig, scharf gezähnt und glänzend grün auf der Oberseite, während die Unterseite eine weiche, leicht behaarte Textur aufweist. Im Herbst verzaubert sie mit einer leuchtend gelben Färbung, die die Landschaften in warme und einladende Farben taucht.
Neben ihrer ästhetischen Bedeutung spielt diese Baumart eine entscheidende ökologische Rolle. Als Pionierbaumart besitzt sie die Fähigkeit, karge und unfruchtbare Flächen zu besiedeln. Damit ebnet sie den Weg für die nachfolgende Sukzession anderer Pflanzenarten. Sie verbessert den Boden durch ihre Stickstoffanreicherung und bereitet somit den Grundstein für die Entwicklung eines vielfältigeren Ökosystems.
Insbesondere in Mooren und Feuchtgebieten ist die sie von herausragender Bedeutung. Moore sind bedeutende Wasser- und Kohlenstoffspeicher und tragen zur Reduzierung von Treibhausgasen in der Atmosphäre bei. Die Wurzeln helfen, den Boden zu stabilisieren und tragen dazu bei, Erosion zu verhindern und die Wasserqualität zu verbessern. Zudem bieten sie Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Tierarten wie Insekten, Vögel und Kleinsäuger.
Die Auszeichnung als Baum des Jahres lenkt die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit des Schutzes und der Erhaltung der Moor-Birke und ihrer empfindlichen Lebensräume. Es ist von entscheidender Bedeutung, Maßnahmen zur Renaturierung und Wiederherstellung von Mooren zu fördern. Nur so können die einzigartige Biodiversität und die wertvollen Funktionen dieser Ökosysteme zu bewahrt werden.
Die Moor-Birke ist somit nicht nur ein beeindruckender Baum mit ästhetischer Ausstrahlung. Sie ist vielmehr ein Symbol für die Bedeutung des Schutzes und der nachhaltigen Nutzung von Feuchtgebieten und Mooren. Ihre Präsenz in unseren Landschaften sollte nicht nur bewundert, sondern auch geschützt und gepflegt werden. Sie trägt dazu bei, die Naturvielfalt und das Gleichgewicht in unseren Ökosystemen zu erhalten.
Wie unterscheidet sich die Sand-Birke vom Baum des Jahres 2023?
Die Moor-Birke (Betula pubescens) wurde bewusst als Baum des Jahres ausgewählt, um die Unterschiede zur ebenfalls recht weit verbreiteten Sand-Birke zu verdeutlichen.
Der Baum des Jahres 2023, kann von der Sand-Birke (Betula pendula) anhand einiger charakteristischer Merkmale unterschieden werden. Obwohl beide Birkenarten zur Gattung Betula gehören und einige Ähnlichkeiten aufweisen, gibt es deutliche Unterschiede in ihrer Erscheinung und ihren bevorzugten Lebensräumen.
Die Baumart der Sand-Birke bevorzugt trockenere Standorte und ist in sandigen oder kiesigen Böden zu finden. Sie erreicht ähnliche Höhen wie die Moor-Birke. Jedoch ist ihre ebenfalls markante weiße Rinde, glatter und weniger schuppig als die ihrer Schwester – der Moor-Birke. Die Blätter der Sand-Birke sind länglich und haben eine doppelt gesägte Blattkante. Im Herbst verfärben sich die Blätter der Sand-Birke in ein helles Gelb.
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Birkenarten liegt in ihren ökologischen Ansprüchen. Während die Moor-Birke an Feuchtgebiete angepasst ist und eine wichtige Rolle in der Regeneration von Mooren spielt, ist die Sand-Birke an trockenere Standorte angepasst und kommt oft in Heidegebieten oder sandigen Böden vor.
Ermöglicht der Baum des Jahres eine Renaturierung des Waldes?
Der Baum des Jahres dominiert bei der Wiederaufforstung und Renaturierung von Moorgebieten. Die Moor-Birke wächst auch auf entwässerten Flächen, daher können Moor-Birken-dominierte Bestände abgenutzte Moorflächen relativ schnell neu besiedeln.
Schenken auch andere Länder dem Baum des Jahres Aufmerksamkeit?
Viele westlich orientierte Länder rufen jährlich in nationalen oder in verbandsgebundenen Wettbewerben den Baum des Jahres aus. In Österreich gibt es den Baum des Jahres seit 1994, in Ungarn wurde 1996 der erste Baum des Jahres gekürt. Einige Länder wie Ungarn und Tschechien küren neben dem Baum des Jahres als Art auch den speziellen Baum des Jahres. Das ist jedes Jahr ein anderer besonders schöner Baum im nationalen Gebiet. Deutschland hat an der europäischen Wahl zum Baum des Jahres für einzelne prächtige Naturdenkmäler bisher nicht teilgenommen.
Baum des Jahres 2023: Eine Schlüsselrolle in der Renaturierung und Forstwirtschaft für den Erhalt unserer Moore und Wälder
Ihren Titel als Baum des Jahres 2023 hat die Moor-Birke sich durch ihre wichtige Funktion für die Renaturierung von Feuchtgebieten redlich verdient. Auch in der Forstwirtschaft gewinnt der aktuelle Baum des Jahres derzeit an Bedeutung. Ihr Holz ist härter als das Holz der Sand-Birke und kann gut weiterverarbeitet werden. Unsere heimischen Moore könnten ohne Neuaufforstung durch schnell wachsende und robuste Baumarten wie die Moor-Birke wohl nicht mehr lange bestehen. Der Baum des Jahres gibt Hoffnung auf eine erfolgreiche Renaturierung. Immer mit dem Ziel, dass der deutsche Wald und die deutschen Moore auch in Zukunft lebendige Naturräume darstellen und als effektive CO2-Speicher dienen können.
Welche Bäume und Baumarten waren bereits Baum des Jahres?
2022: Roteiche (Quercus rubra)
2021: Bergahorn (Acer pseudoplatanus)
2020: Wald-Kiefer (Pinus sylvestris)
2019: Flatter-Ulme (Ulmus laevis)
2018: Esskastanie (Castanea sativa)
2017: Fichte (Picea abies)
2016: Winter-Linde (Tilia cordata)
2015: Walnuss (Juglans regia)
2014: Trauben-Eiche (Quercus petraea)
2013: Speierling (Sorbus domestica)
2012: Europäische Lärche (Larix decidua)
2011: Elsbeere (Sorbus torminalis)
2010: Vogel-Kirsche (Prunus avium)
2009: Sand-Birke (Betula pendula)
2008: Schwarzerle (Alnus glutinosa)
2007: Wald-Erle (Alnus incana)
2006: Hainbuche (Carpinus betulus)
2005: Feld-Ahorn (Acer campestre)
2004: Robinie (Robinia pseudoacacia)
2003: Silber-Weide (Salix alba)
2002: Stiel-Eiche (Quercus robur)
2001: Wild-Apfel (Malus sylvestris)
2000: Weiß-Tanne (Abies alba)
1999: Hänge-Birke (Betula pendula var. pendula)
1998: Kornelkirsche (Cornus mas)
1997: Gemeine Esche (Fraxinus excelsior)
1996: Elsbeere (Sorbus torminalis)
1995: Berg-Ulme (Ulmus glabra)
1994: Speierling (Sorbus domestica)
1993: Eberesche (Sorbus aucuparia)
1992: Schwarz-Erle (Alnus glutinosa)
1991: Wild-Birne (Pyrus pyraster)
1990: Spitz-Ahorn (Acer platanoides)
1989: Stieleiche (Quercus robur)
Baum des Jahrtausends
Neben dem Baum des Jahres, entschied das >Kuratorium Baum des Jahres“, für den Jahrtausendwechsel einen Baum des Jahrtausends zu benennen. Der Titel wurde an den Ginkgo biloba verliehen. Als lebendes Fossil ist der Ginkgo eine eindrucksvolle und bedeutungsvolle Baumart, die bereits seit über 200 Millionen Jahren auf der Erde existiert. Ursprünglich stammt der Ginkgo aus China, wo er als heiliger Baum verehrt wird und als Symbol für Frieden und spirituelle Einheit gilt. Seine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit ermöglicht es ihm, sich in verschiedenen Umweltbedingungen zu behaupten. Daher gilt er auch als Mahnmal für Umweltschutz und Frieden.
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